Ein erstes Gerichtsverfahren in der Bootsbranche
Am Mittwoch, den 12. Juni 2025, fällte die Justiz ein ungewöhnliches Urteil: Die Firma Levantin aus Marseille, die den Charterkatamaran E-Colorato betreibt, wurde verurteilt, weil sie in zwei verbotenen Zonen im Nationalpark Calanques geankert hatte. Die Taten gehen auf Juli 2021 und April 2022 zurück und betreffen Ankerplätze, die in der Nähe der Inseln Riou und Plane in Bereichen angelegt wurden, die zum Schutz der Posidonia-Seegraswiesen ausgewiesen sind.

Diese endemische Pflanze des Mittelmeers spielt eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung des Meeresbodens, der Sauerstoffversorgung des Wassers und als Schutz für die Artenvielfalt. Ihre Schädigung wird als großer Umweltschaden angesehen.
Eine Geldstrafe und Schäden für die Zerstörung des Ökosystems
Das Gericht verurteilte das Unternehmen zu einer Geldstrafe von 50 000 Euro, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Hinzu kommen 49.040 Euro Schadensersatz, die an den Nationalpark Calanques gezahlt werden müssen, sowie mehrere tausend Euro an drei Umweltschutzverbände: France Nature Environnement, Surfrider Foundation und die Liga für Vogelschutz.

Die Untersuchung, die mit Unterstützung des französischen Amts für Biodiversität durchgeführt wurde, stützte sich auf Feststellungen vor Ort und eine genaue Rekonstruktion der Flugbahnen und GPS-Positionen des Schiffes.
Kommerzieller Druck und Unkenntnis der Regeln
Bei der Anhörung gaben die Skipper des Katamarans zu, wissentlich in diesen verbotenen Gebieten geankert zu haben, und begründeten dies mit dem hohen kommerziellen Druck, die Passagiere zufrieden zu stellen. Sie gaben jedoch zu, die geltenden Beschränkungen zu kennen. Die Reederei Levantin, die seit Januar 2024 liquidiert wurde, war bereits 2023 von der Liste der Betreiber gestrichen worden, die in den Gewässern des Nationalparks tätig sein dürfen.

Dieser Fall zeigt eine immer wiederkehrende Spannung zwischen der kommerziellen Logik des professionellen Wassersports und den Erfordernissen der Erhaltung sensibler Gebiete auf. Er erinnert auch an die Verpflichtung aller professionellen Segler, sich genau über die in den Schutzgebieten geltenden Anker- und Navigationsregeln zu informieren.
Eine Rechtsprechung für die gewerbliche Freizeitschifffahrt?
Das Urteil des Gerichtshofs in Marseille ist ein Präzedenzfall: Zum ersten Mal wurde in Frankreich ein kommerzieller Betreiber strafrechtlich und finanziell für ökologische Schäden im Zusammenhang mit verbotenen Ankerplätzen zur Verantwortung gezogen. Diese Entscheidung könnte als Referenz für andere Meeresparks dienen, die mit ähnlichen Verstößen konfrontiert sind.
Sie hebt außerdem hervor, dass die Umweltvorschriften im Mittelmeerraum strenger durchgesetzt werden und die Behörden angesichts des touristischen Drucks und der zunehmenden Nutzung der Küstengebiete wachsamer werden.
Die Verurteilung des Unternehmens Levantin stellt einen Wendepunkt für die Berufspraktiken in geschützten Meeresgebieten dar. Sie erinnert die Wassersportler an ihre Pflicht, beispielhaft zu handeln, zu einem Zeitpunkt, an dem die Anfälligkeit der Küstenökosysteme eine größere Strenge erfordert. Für die Verwalter von Meeresgebieten bietet diese Entscheidung ein zusätzliches rechtliches Instrument, um so wichtige Lebensräume wie die Posidonia-Seegraswiesen nachhaltig zu schützen.
